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IX. ZUR GEOGRAPHIE. XLIX vielen Gleichgesinnten begegnen. Ein weitverbreitetes zartes Natur-
gefühl
gehört zu den sympathischen Zügen in der geistigen Physio-
gnomie
der Nordamerikaner. In der nordamerikanischen Litteratur
wird der Naturfreund vorzügliche Naturschilderer entdecken, die
auch in Europa gewürdigt werden sollten. Außer den bekannten
Cooper, Bryant, Emerson seien vor allen unter den Älteren Thoreau
und Lowell, unter den Zeitgenossen Burroughs und Abbot genannt.
Man kann im allgemeinen sagen, daß Nordamerika erst dem seine
ganze Schönheit und Eigentümlichkeit enthüllt, der die Natur mit-
genießt
. Für manches Unvollkommene und Unbefriedigende in dem
Treiben und den Werken der Menschen die nordamerikanische
Kultur ist jung! wird er in der Natur Entschädigung finden.

Die Bevölkerung von rund 63 Millionen, die man 1890 in den
V. St. von Amerika zählte 1891 wurden in der Dominion of
Canada 4,8 Millionen gezählt darf weder nach Zahl noch nach
Zusammensetzung mit europäischem Maß gemessen werden. Rein
als Zahl genommen wohnt ihr die Eigenschaft der raschesten Vor-
mehrung
[Vermehrung]
bei, die alles übertrifft, was man von der Zunahme anderer
Völker kennt. Sie ist 1790 zum ersten Male gezählt worden und hat
sich seitdem versechzehnfacht; seit 1870 ist sie um 24 Millionen ge-
wachsen
und man darf erwarten, daß sie am Ende des Jahrhunderts
75 Millionen erreicht haben wird. Zu diesem ungewöhnlichen
Wachstum trägt nun merkwürdigerweise die eingesessene amerika-
nische
Bevölkerung verhältnismäßig wenig bei. In allen alten Staa-
ten
der Union, vorzüglich in Neuengland, sind die kleinen Familien
die Regel. Die Lehren des Neomalthusianismus sind außerhalb
Frankreichs nirgends auf so fruchtbaren Boden gefallen wie in diesem
jungen Lande. Die geringe Anzahl der Frauen in den jungen Staaten
und Gebieten des Westens ist auch in Betracht zu ziehen. Das starke
Wachstum aber ist zunächst unmittelbare Wirkung der Einwande-
rung
, für die für die 70 Jahre 1821-90 amtlich über 16 Millionen
angegeben werden, und beruht ferner auf der natürlichen Vermeh-
rung
der zumeist im kräftigsten Lebensalter Einwandernden. In
dieser Einwanderung wogen bis vor 40 Jahren die angelsächsischen
und keltischen Elemente vor, seitdem sind die deutschen immer
mehr in den Vordergrund getreten. 1821-91 sind 6,4 Mill. aus
Großbritannien und Irland, 5,4 Mill. aus Deutschland, Österreich,
der Schweiz, Luxemburg, 1,15 Mill. aus den drei skandinavischen
Königreichen eingewandert. Die Deutschen, die bis vor 60 Jahren
nur zwischen Hudson und Potomac in größeren Mengen saßen,
haben sich im Westen weit verbreitet und sitzen jetzt am dichtesten
in den Gebieten, als deren natürliche Hauptstädte man Chicago,
St. Louis und Milwaukee betrachten kann. Der Census von 1880
wies in Wisconsin 140 aus Deutschland Eingewanderte auf 1000
Einwohner nach; dazu kommt nun die unbestimmbare, leider sehr
schwankende Menge der in Amerika geborenen Deutschen, die
deutsch geblieben sind. Im Laufe der letzten Jahre hat die Ein-